A Christmas Brotgschicht!
Wenn es in Kaltern besinnlich wird, die Häuser und der Marktplatz schön festlich geschmückt sind und es nach Schnee und Advent duftet, dann schlüpft Wörndle-Chef Matthias beim Kekse backen schon mal ins Weihnachtsmannkostüm – zumindest in Gedanken, um in den richtigen Back-Flow zu kommen. Aber wusstet ihr, dass Matthias auch einen bösen Zwilling hat? Ja, einen richtigen Eigenbrotler, ähm … brötler, names Ebenezer Scr … Wörndle! Er ist gierig, gemein und miesepetrig – und im Gegensatz zu Matthias HASST er das Backen und Weihnachten sowieso. Nur blöd, dass ihm in der Nacht auf den 25. Dezember drei Geister so ordentlich auf den (Weihnachts)Keks gehen. Aber fangen wir von vorne an …
Es war allgemein bekannt: Der grimmige Ebenezer Wörndle konnte die Adventszeit nicht ausstehen! Ständig dieser Zimtgeruch in der Nase, immerzu das nervtötende Weihnachtstrallalü und -trallala von „Kling Glöckchen Kling” und – noch schlimmer – „Last Christmas” … Da zählte er in seinem Büro doch lieber seine gut verdienten Brötchen. In der Vorweihnachtszeit kamen immer wieder Leute an, die an sein vermeintlich gutes Herz appellierten und nach einer Spende fragten. Da warf er ihnen die Semmeln hinterher, die so hart waren wie sein Herz. Also die Semmeln von vorgestern – weil die von gestern sind ja noch immer ganz herrlich weich beim Wörndle. Von weihnachtlichen Spenden wollte er jedenfalls genauso wenig wissen, wie vom herzlichen „Fröhliche Weihnacht” seiner Mitarbeiter. „Pah! Humbug!”, rief er immer verächtlich aus und so könnt ihr euch sicherlich vorstellen, wie es am 24. Dezember zuging. Die einen buken, was das Zeug hielt und der andere fluchte durchs Dorf, dass sich das Gebäck nicht mehr aus dem Ofen heraus und die Kunden sich nicht mehr in die Geschäfte hinein wagten. Grummelnd schloss Ebenezer an diesem Abend das Büro früher und stapfte davon. Zuhause angekommen schlüpfte er in seine Filzschlappen – also wirklich in seine Potschn, net in die Ciabatta(!) und setzte sich in seine gemütlichen Schweineohren … ähm seinen Ohrensessel. Und als er schon glaubte, nun endlich seine wohlverdiente Ruhe zu haben, vernahm er ein seltsam klimperndes Geräusch.
„Wööörndle!”, ertönte es gespenstisch hinter ihm. Ebenezer erzitterte, als er einen in Ketten gefesselten Geist hinter sich erblickte, der ein bisschen wie ein verbranntes Baguette aussah, ein ganz seltsamer Geselle.
„Ebenezer Wörndle, du hast mich im Ofen vergessen. Und weil du immer nur auf dich schaust und ein kaltes Herz hast, werden dich heute Nacht drei Geister aufsuchen!” So schnell, wie das komische Baguette-Gespenst aufgetaucht war, so schnell war es wieder verschwunden. „Pah! Humbug!”, rief Ebenezer, der sich nun sicher war, dass er sich den Blödsinn nur eingebildet hatte, und er verzog sich in sein Bett. Aber die Nachtruhe hielt nicht lange an, denn schon bald erschien ihm der Geist der vergangenen Brezeln, und der sah aus wie sein Bruder Matthias. „Komm mit mir, Ebenezer!”, sagte dieser mit fester Stimme. Angsterstarrt folgte der Wörndle, nur in seinem Nachthemd und seinen Schlappen bekleidet, dem Brezelgeist durch die Nacht. Sie gingen nicht weit und hielten vor einem Haus im Zentrum Kalterns an, das Ebenezer nur zu gut kannte. Hier waren Matthias und er aufgewachsen. „Was wollen wir hier, Geist?”, fragte er unsicher und blickte durchs Fenster in die Stube, in der er sich selbst als kleinen Jungen sah. Er trug eine viel zu große Kochmütze und brachte mit seinem Vater und seinem Bruder den feingerollten Brezelteig auf der mehlbestäubten Tischplatte in die richtige Form. „Erinnerst du dich noch, wie viel Spaß wir dabei immer hatten?”, fragte der Geist. „Du liebtest es zu backen. Heute interessieren dich nur noch die gut verdienten Brötchen. Wie lange ist es eigentlich her, seit du das letzte Mal eine Brezel gebacken hast?”
Ebenezer schreckte in seinem Bett hoch und dachte schon, er hätte alles geträumt, als der zweite Geist durchs Fenster geflogen kam. „Ich bin der Geist der gegenwärtigen Kekschen!”, rief er schauerlich, obwohl er so gar nicht schauerlich aussah, sondern eher wie Lea, seine Schwägerin. „Na komm”, sagte der Lea-Geist mit sanfter Stimme und nahm den alten Griesgram an die Hand. Sie flogen über die puderzuckerweißen Dächer Kalterns hinweg bis nach Niklas. Dort standen sie in der bibbernden Kälte und Ebenezer fragte: „Wieso warten wir hier, Geist? Mir ist kalt!” „DIR ist kalt? Dann schau mal!” In diesem Moment kam der Semmelexpress um die Kurve gekratzt und parkte vor ihnen. Ebenezer und der Lea-Geist beobachteten, wie Nora bei Schnee und Dunkelheit alles für die ersten Käufer am frühen Morgen vorbereitete.
„Siehst du, wie fleißig die beim Wörndle sind?” Und hops, standen sie schon mitten in der Backstube, wo alle Bäckermeister- und lehrlinge bei bester Laune kneteten, rollten und buken. „In der Weihnachtszeit schuften sie sogar noch mehr als sonst – checksch du des überhaup?” Eigentlich müsste Ebenezer es von früher noch wissen – aber es war Jahre her, dass er persönlich mit angebackt hatte und hatte längst vergessen wie schön es war, mit den anderen die Nächte durchzukneten. Da hatte er auch Last Christmas noch cool gefunden.
Ebenezer schreckte in seinem Bett hoch und dachte wieder, er hätte alles geträumt, da stand eine Art Sensenmann still neben ihm. „Bist du der Geist der zukünftigen Gipfelen?”, zitterte Ebenezer. Auf einmal standen sie auf dem dunklen, nebligen Friedhof. Der Geist schwieg und zeigte in ein offenes Grab. Ebenezer Wörndle erspähte dort all seine Weihnachtskekse, seine Gipfelen, Brezel, Schlappen, Emmas, die Luschtign, die Blondn, Lockern, Gepufften und Sunnign, die Ciabattas und alle anderen gluschtign Teigwaren, die es beim Wörndle sonst noch so gibt. Ein Totengräber mit einem Eisensteckn schaufelte Erde auf sie … also, mit einer eisernen Schaufel natürlich. 😉 „Neiiin!”schrie Ebenezer Wörndle.
Schweißgebadet wachte er in seinem Bett auf. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie erleichtert er war, dass er das alles nur geträumt hatte! SO sollte das Wörndle Weihnachtsmärchen garantiert nicht enden! Und ja, er vermisste die Backstube und ja, vielleicht sollte er sich einen Ruck geben. Er sprang aus dem Bett und zog sich die Schlappn an. Weil er noch so aufgewühlt war, bemerkte er gar nicht, dass er dieses Mal nicht die Pantoffeln, sondern secco die Ciabatte erwischt hatte, zog sich die Jacke über das Nachthemd und stürmte aus dem Haus. Erst etwas zaghaft, dann aber immer euphorischer wünschte er allen, denen er begegnete „Frohe Weihnachten”, er gab den Spendensammlern seine gesparten Brötchen und zog mit Nora und dem Semmelexpress um die Häuser. Am Ende kehrte er in die Backstube ein, und beim Brezeldrehen sang er mit Matthias und den anderen Bäckern lauthals „Last Christmas, I gave you my heart”, sodass man das „but the very next day you gave it away” noch bis auf den Marktplatz hinein hörte.
Die Wörndles (aber nicht der Ebenezer, weil den gibt es dann doch nur bei Charles Dickens ;)) wünschen allen Kunden, Freunden und Bekannten frohe Weihnachten!
… ach und sorry für den Ohrwurm! „Laaast Christmas …”